Moderne Technik im Wald rund um Dorsten
Moderne Technik in den Wäldern um Dorsten: Mit dem Einsatz eines kleinen Baggerharvesters wird in der Hohen Mark und rund um Dorsten das Ziel verfolgt, den Wald möglichst nachhaltig und schonend zu pflegen.
In einem 13 Hektar großen Waldstück, das sich zwischen Wulfen und Hervest befindet, kommt aktuell eine brandneue Maschine zum Einsatz: ein kleiner Baggerharvester. Auf der Fläche stehen viele junge Eichen dicht aneinander. Bis heute war in dieser Waldfläche noch keine Maschine unterwegs. Doch mit rund 30 Jahren befinden sich die Eichen in einem Alter, in dem die wertvollsten Bäume, sogenannte Zukunftsbäume, durch menschliche Unterstützung gefördert und weiterentwickelt werden. Diese Zukunftsbäume werden von Försterin Carla Paul mit weißen Punkten markiert.
“Wir pflegen sie (die Bäume) nun die nächsten 150 Jahre und lassen dadurch einen gesunden Wald entstehen.”
Försterin Carla Paul
„Sie sind die stärksten und hochwertigsten Bäume in diesem Wald. Wir pflegen sie nun die nächsten 150 Jahre und lassen dadurch einen gesunden Wald entstehen“, erklärt Paul. Doch dicht neben der kräftigen „Zukunftseiche“ steht eine Hainbuche, die mit ihrem Blätterdach schon in die Baumkrone der Eiche hineinwächst. „In einer solchen Situation spricht man von einem Bedränger. Dieser Bedränger bekommt rote diagonale Striche und muss weichen, damit unsere tolle Eiche sich weiter entfalten kann und unseren Wald stabiler macht“.
Die Hainbuche soll mit dem kleinen Baggerharvester gefällt werden. Dieser hat an seinem Greifarm eine kleinere Zange (Aggregat) als ein herkömmlicher Harvester und hinterlässt deshalb selbst in einem so dichten Wald fast keine Schäden an den stehenden Bäumen. Doch wie kommt die Maschine nun zu unserer Bedränger-Hainbuche, die gefällt werden soll? Carla Paul schaut auf eine lange gerade Schneise, eine sog. Rückegasse, die durch den Wald verläuft. „Eine Maschine darf niemals einfach so im Wald umherfahren. Sie fährt ausschließlich auf den für sie vorgegebenen Rückegassen. Diese Gassen haben einen Abstand von mindestens 20 Metern.“
Sicherstellung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung
Damit hält Ruhr Grün sich als zertifizierter Betrieb an die Regularien von PEFC (ein transparentes Zertifizierungssystem zur Sicherstellung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung). „Ich lege die Gassen im Vorfeld systematisch an“, erklärt die Försterin. „Dabei orientiere ich mich an festen Wegen, die an den Wald angrenzen. Parallel dazu verlaufend markiere ich dann alle 20 Meter eine Rückegasse mit roten senkrechten Strichen“. Der kleine Baggerharvester fällt anschließend die rot markierten Bäume. Zwei weiße Querstriche markieren den jeweiligen Rand einer Rückegasse. Diese markierten Bäume bleiben dauerhaft zur Orientierung für den Harvesterfahrer stehen. Insgesamt werden max. 20 Prozent der Waldfläche befahren. Der restliche Boden bleibt unberührt und wird nicht verdichtet. Doch wieso müssen überhaupt Maschinen im Wald fahren? „Diese Frage ist schnell beantwortet“, betont die Försterin.
Waldarbeiten gehören zu den gefährlichsten Arbeiten
„Waldarbeiten gehören zu den gefährlichsten Arbeiten, die es gibt. Durch den Einsatz moderner Technik können wir einen viel höheren Arbeitsschutz gewährleisten. Wenn man sich in diesem Wald umschaut, sieht man, wie dunkel es ist und wie nah die Bäume aneinander stehen. Eine Baumfällung mit der Motorsäge ist hier viel risikoreicher als mit einem Harvester.“ Außerdem muss das Holz auch noch aus dem Wald transportiert werden. In der Regel lädt eine sogenannte Rückemaschine das Holz auf einen großen Korb und fährt es anschließend aus dem Wald. Carla Paul ergänzt: „Sicher stellen sich nun einige die Frage, wieso man das Holz nicht mit Pferden aus dem Wald rückt. Das machen wir – aber nur in mittelalten Wäldern mit sensiblen Standorten, auf denen wir einen noch größeren Rückegassenabstand haben. In einem so dichten Wald wie hier, ist der Einsatz von Pferden technisch nicht möglich.“
Pferde rücken das Holz bis zur Rückegasse
Außerdem rücken auch Pferde das Holz nicht gänzlich aus dem Wald, sondern immer nur bis zur nächsten Rückgegasse, wo anschließend wieder die Rückemaschine steht. Allein aus Tierschutzgründen ist es in der Waldarbeit nicht möglich, ausschließlich auf Pferde zu setzen. Denn die Tiere können das Holz nur über begrenzte Distanzen fortbewegen. „Damit wir in einem so jungen Wald aber möglichst nachhaltig und schonend arbeiten, kommt hier eben keine herkömmliche große Maschine, sondern der kleine Baggerharvester zum Einsatz, der einen gesunden Wald hinterlässt und beispielsweise auch viel weniger Kraftstoff verbraucht, was vor dem Hintergrund des Klimawandels auch nicht außer Acht gelassen werden sollte“, betont Paul. Das geerntete Holz wird als Brennholz an die Bevölkerung verkauft. Erwerben kann man das Holz in drei Meter-Längen liegend am Weg. Voraussetzung dafür ist der Besitz eines Motorsägenscheines. Wer Interesse hat kann sich gerne per Mail an paul@rvr.ruhr wenden.
Försterin freut sich über Regen
Auf die Nachfrage zum vielen Regen der letzten Tage antwortete Carla Paul: „Wir sind froh, dass es in den letzten Wochen so verregnet war, denn natürlich tut dies dem Wald gut. Besonders unsere jungen Pflanzen, die noch kleine Wurzeln haben, profitieren davon. Das kann man z.B. an den Flächen sehen, die wir in diesem Frühjahr neu bepflanzt haben. Unseren älteren Bäumen reicht der Regen der letzten Wochen aber leider immer noch nicht aus.
Die Wasserspeicher in den tieferen Bodenschichten sind immer noch nicht aufgefüllt. Bäume können sehr tief in der Erde wurzeln, ein feuchter Boden an der Erdoberfläche reicht da nicht aus. Die Trockenheit der letzten fünf Jahre war einfach zu groß.“
Quelle und Fotos: Bludau