Industriedenkmalstiftung und RAG-Führungskräfte pflanzen Sträucher am Fördergerüst der Dorstener Zeche
Das Kunstprojekt von Claudia Piepenbrock, 8. Preisträgerin der Tisa von der Schulenburg-Stiftung, zieht erneut einen Kreis. In Zusammenarbeit mit Führungskräften der RAG hat die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur in einer gemeinschaftlichen Aktion am Freitag, 24. März, zwölf Ballerina-Felsenbirnen auf der Zeche Fürst Leopold gepflanzt. In ringförmiger Anordnung „umtänzeln“ sie jetzt das Fördergerüst und werden es alljährlich im April/Mai mit einem weißen Blütenkranz versehen.
„Sehr gerne haben wir das Konzept der Künstlerin aufgegriffen, um dem denkmalgeschützten Fördergerüst der Zeche Fürst Leopold eine neue zukunftsweisende Bedeutung zu verleihen, sagt Ursula Mehrfeld, Vorsitzende der Geschäftsführung der Industriedenkmalstiftung.
„Wo früher kein Grashalm wuchs, können demnächst Bienen Honig saugen und Vögel beerenartige Früchte picken.”
Ursula Mehrfeld, Vorsitzende der Geschäftsführung der Industriedenkmalstiftung
„Wo früher kein Grashalm wuchs, können demnächst Bienen Honig saugen und Vögel beerenartige Früchte picken. Der Kontrast von Bergbautechnik und Vegetation wird diesem symbolträchtigen Ort der schweren Arbeit einen parkähnlichen Charakter verleihen. Die Sträucher akzentuieren“, so Mehrfeld weiter, „die Schönheit des 42 Meter hohen weiß-grauen Gerüsts. So werden sich im jahreszeitlichen Wechsel – auch im Sinne der Künstlerin Claudia Piepenbrock – immer wieder neue Perspektiven auf das Denkmal eröffnen.“
Tatkräftig und finanziell unterstützt wurde die Stiftungsaktion von Führungskräften der RAG. Dr. Michael Drobniewski, Regionalbeauftragter für das Saarland beim Vorstand der RAG Aktiengesellschaft und seit Januar 2023 auch Vorstandsmitglied der Industriedenkmalstiftung, hatte sich für die Realisierung des Projekts eingesetzt und bei den Führungskräften der RAG um persönliche Unterstützung geworben.
Pflanzungen in drei konzentrischen Kreisen
„Die heutige spendenbasierte Aktion“ so Drobniewski, „verstehen wir als Fortschreibung der Pflanzungen in drei konzentrischen Kreisen, die wir bereits im letzten Jahr im Bereich von Schacht 1 vorgenommen haben. Auf diese Weise und zusammen mit der kreuzförmigen begehbaren Stahlskulptur erhält auch das von den Schächten 1 und 2 flankierte Haus der Wasserhaltung, in dem nun das Tisa-Archiv seinen Sitz hat, eine künstlerische Aufwertung.“
Die Pflanzensorte konnte die Industriedenkmalstiftung für ihr Gelände selbst aussuchen. Michael Drobniewski und Ursula Mehrfeld hoffen nun, dass die ausgewählte Felsenbirne am Standort gedeiht. Das Strauchgewächs wird ca. 3-6 Meter hoch, bei einer Wuchsbreite von 3-5 Metern und einer Wuchsgeschwindigkeit von 20-40 cm pro Jahr; es zeigt mattglänzende, dunkelgrüne Blätter, die sich im Herbst purpurrot färben. Die Blüten sind reinweiß, die bläulichen Früchte stehen nicht nur bei Vögeln hoch im Kurs; sie sind verzehrbar, saftig-süß und eignen sich hervorragend für Marmeladen oder Gelee. So ist die Felsenbirne weitaus mehr als nur ein Zierstrauch.
Zeche Fürst Leopold Schacht 2 – ein Denkmalstandort der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur
Das Fördergerüst Schacht 2 und das zugehörige Doppelfördermaschinenhaus mit Zwillingstandemdampffördermaschinen entstanden zwischen 1912 und 1915; sie stehen seit 2004 unter Denkmalschutz und befinden sich seit 2011 im Eigentum der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, die umfangreiche Sanierungs- und Umnutzungsmaßnahmen durchführte.
Das Doppelmaschinenhaus wird vom Verein für Bergbau-, Industrie- und Sozialgeschichte Dorsten genutzt und der Öffentlichkeit im Rahmen von Führungen und Veranstaltungen zugänglich gemacht. Das Highlight eines jeden Besuchs ist das Leopold-Regal, das Besucherinnen und Besucher anhand weniger Exponate auf eine sehr sinnliche Weise über die Geschichte der Zechen und der Bergleute informiert.
Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur
Die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur wurde 1995 vom Land Nordrhein-Westfalen und der RAG Aktiengesellschaft gegründet, um hochrangige Zeugnisse des Industriezeitalters durch Übernahme ins Eigentum vor dem Abriss zu bewahren. Die Aufgaben der Stiftung bestehen darin, die ihr übertragenen Denkmale zu schützen, zu erhalten, wissenschaftlich zu erforschen, öffentlich zugänglich zu machen und sie so lange in Obhut zu nehmen, bis sich eine adäquate Nutzung durch einen neuen Träger gefunden hat.
Bundesweit ist es die erste und bisher einzige Stiftung, die sich explizit für den Erhalt von bedeutenden, vom Abriss bedrohten Industriedenkmalen aus unterschiedlichen Wirtschaftszweigen einsetzt. Die Stiftung gibt den Anlagen Zeit, sich zu neuen, identitätsstiftenden Orten für Handel, Gewerbe, Freizeit, Kunst und Kultur zu entwickeln. Sie führt Bausicherungs- und Instandsetzungsarbeiten an den Gebäuden durch, entwickelt Nutzungskonzepte für einzelne Baukörper oder die gesamte Anlage und trägt durch Öffentlichkeitsarbeit dazu bei, die Akzeptanz für die Belange der Industriedenkmalpflege zu erhöhen.
Aktuell zählen Industriedenkmale an zwölf Standorten in NRW zum Bestand. Es sind Relikte von Anlagen des Steinkohlenbergbaus, wie z.B. Fördergerüste, Schachthallen und Maschinenhäuser, des Weiteren eine Kokerei als Beleg der Verbundwirtschaft im Ruhrgebiet, ein Denkmal der Energiewirtschaft in Gestalt des Koepchenwerks und das Hammerwerk Ahe-Hammer in Herscheid als technikgeschichtliches Zeugnis.
Weitere Informationen unter www.industriedenkmal-stiftung.de