Wie oft ist an dieser und jener Stelle zu hören: Wir brauchen mehr starke Frauen, mehr Frauen in Führungspositionen. Die Forderung ist richtig und wichtig. Doch es gibt sie natürlich schon, starke Frauen mit Leaderqualitäten, Macherinnen, weibliche Führungskräfte.
Diesen starken Frauen widmet sich unsere Serie „Frauen.Power“. Hier ist der Platz für Powerfrauen aus Dorsten und Umgebung. Folge 1: Christel Heiming-Mechlinski.
Dass Christel Heiming-Mechlinski in die Kategorie „Powerfrauen“ einsortiert werden soll, löst bei der so Bezeichneten zwei Reaktionen aus. Erst einmal lacht sie aus tiefster Seele. Dann blickt sie in ihrer Bescheidenheit dem Gegenüber tief in die Augen und relativiert: „Ich leite ein Familienunternehmen in vierter Generation. Ich mache meinen Job. Aber ob ich deshalb eine Powerfrau bin, das müssen andere beurteilen.“
Unternehmerin des Jahres
Zumindest wurde die gebürtige Lembeckerin im Jahr 2013 als erste Dorstenerin von einer unabhängigen Jury zur „Unternehmerin des Jahres“ gekürt und durchbrach damals die Phalanx der Männer. Denn über zehn Jahre lang ging diese Auszeichnung Jahr für Jahr immer nur an das „stärkere Geschlecht“. Doch Christel Heiming-Mechlinski hat nicht nur als Geehrte Eindruck hinterlassen. Inzwischen sitzt sie als Vertreterin des Handwerks selbst in der Jury zum „Unternehmer des Jahres“. Und hat mit dafür gesorgt, dass 2021 mit der Hervester Müllerin Barbara Mense inzwischen eine weitere Frau den Preis gewann. Damit nicht genug: Kürzlich wurde sie zur stellvertretenden Obermeisterin der Baugewerkeinnung Dorsten gewählt.
Baugeschäft in Lembeck seit 1922
Wenn Christel Heiming-Mechlinski das Handwerk vertritt, dann hat das mit den Wurzeln der Johann Heiming KG zu tun. Schon 1908 begann ihr Urgroßvater Johann mit einem Baugeschäft, 1922 wurde der Betrieb vom Großvater zur Rhader Straße in den Lembecker Ortskern verlegt. Seit 1988 hat das Unternehmen seinen Sitz im Lembecker Gewerbegebiet, die Adresse Zur Reithalle 66 kennt in der Herrlichkeit jedes Kind. Das war eine unternehmerische Entscheidung von Vater Heinrich.
Seit fast 60 Jahren handelt Heiming auch mit Holz und Baustoffen. Den Expansionskurs ihrer Ahnen setzte Christel Heiming Anfang der 2000er Jahr fort, als sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Manfred den Wulfener Baustoffhandel Kohl ins Familienunternehmen integrierte. Seitdem gibt es neben dem Standort in Lembeck auch die 25.000 Quadratmeter große Niederlassung in Alt-Wulfen am Burenkamp, im Wulfener Gewerbegebiet Im Köhl.
Christel Heiming-Mechlinski hält die Zügel in der Hand
Dass Christel Heiming-Mechlinski das Handwerk vertritt, ist daher nur ein Teil der Wahrheit. Natürlich ist die Zimmerei das Herzstück des Unternehmens. Dachstühle der Johann Heiming KG sind ein Markenprodukt der Region, stehen für hohe Qualität. Aber ebenso hat die 54-jährige Firmenchefin im Handel die Zügel in der Hand. Handwerksbetriebe wie Privatleute versorgen sich an den zwei Heiming-Standorten mit Baustoffen, Holz, Metall oder Werkzeugen – weit über 12 000 Artikel führt die Johann Heiming KG.
Was Urgroßvater, Großvater und Vater aufgebaut haben, führte Tochter Christel zur großer Blüte. Längst verstummt sind die Zweifler mit dem tradierten Rollenverständnis, eine Frau könnte eine Zimmerei und ein Baugeschäft oder einen Baustoffhandel nicht führen. Als ausgebildete Kauffrau hat Christel Heiming-Mechlinski nicht nur die Zahlen im Blick. Mit großer Empathie und hohem Vertrauen in die Mitarbeiter hat sie das Unternehmen auch durch Krisen geführt.
„Ich fühle mich in Rhade und in Lembeck gleichermaßen zu Hause.”
Christel Heiming-Mechlinski
„Natürlich haben auch wir den Corona-Lockdown gespürt, auch wenn das Handwerk nicht so sehr betroffen war wie andere Branchen. Aber auch wir hatten personelle Engpässe, die nur mit großen Geschick und dem großen Engagement des zur Verfügung stehenden Personals gemeistert werden konnten“, sagt die Lembeckerin, die privat seit Jahren in Rhade zu Hause ist – mit Ehemann Manfred Mechlinski, der Mitinhaber der Firmen ist und seine Frau in der Geschäftsführung unterstützt, und den beiden längst erwachsenen Kindern Stefan und Christin.
„Ich fühle mich in Rhade und in Lembeck gleichermaßen zu Hause. Die Rivalität der beiden Dörfer ist doch ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten“, schmunzelt Christel Heiming-Mechlinski. Die inzwischen rund 60 Mitarbeiter der Johann Heiming KG kommen aus allen Dorstener Ortsteilen und aus dem Münsterland. Und die Firmenchefin kennt jeden persönlich, die Tür der Chefin steht jeder und jedem immer offen. „Das geht in einem Familienunternehmen doch gar nicht anders. Diese Nähe ist doch eine Stärke unserer Firma.“ Kein Wunder, dass viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schon Jahrzehnte bei Heiming beschäftigt sind. „Unser gutes Personal ist unser Kapital. Das gilt für uns wie für jedes andere mittelständische Unternehmen.“
Powerfrau stellt sich den Herausforderungen
Und so geht die Powerfrau an der Spitze der Johann Heiming KG auch die aktuellen Herausforderungen an: „Auch wir suchen ständig gutes Personal, bieten in jedem Jahr Lehrstellen an – mit Übernahmegarantie, wenn die Einstellung und Leistungsbereitschaft stimmt.“ Eine Kontaktaufnahme ist jederzeit möglich. Die Energiekrise trifft Heiming wie jedes andere Unternehmen auch, die Entwicklung der Rohstroffpreise hat auch Christel Heiming-Mechlinski schlucken lassen: „Holz war ja zeitweise gar nicht mehr zu bekommen bzw. zu bezahlen“, weiß die Firmenchefin. „Aber auch diese Krise haben wir überstanden.“
Wer die Johann Heiming KG in 5. Generation führt, steht noch nicht fest. „Schauen wir mal“, lächelt Christel Heiming-Mechlinski. Sie hat eindrucksvoll bewiesen: Es ist völlig egal, ob es ein Mann oder eine Frau sein wird.
Kontakt
- Joh. Heiming KG
- Zur Reithalle 66
- Dorsten-Lembeck
- Tel.: 02369/98940
- Burenkamp 23
- Dorsten-Wulfen
- Tel.: 02369/98 484 0